Dienstag, 21. Juli 2009

Lada Niva

Der Lada Niva - entweder man hasst ihn oder man liebt ihnIch bin selbst Eigentümer eines Lada Nivas und ich habe mir die Anschaffung reichlich überlegt. Was möchte ich? Möchte ich sitzen wie im heimischen Wohnzimmer? Zarte, leicht zu bedienende Knöpfchen mit allerlei Funktionen? Möchte ich flüsterleise mit 150 km/h oder noch schneller über die Autobahn rollen? Dann kaufe ich mir keinen Niva. Der Niva ist der "Traktor unter den Autos". Ich denke, das trifft es ganz gut. Der Eingangssatz von mir ist bewusst gewählt, entweder man liebt den Niva mit all seinen Eigenheiten, oder man verzweifelt und trennt sich von ihm. Der Innenraum wurde zwar zwischenzeitlich von Lada überarbeitet, ist aber nicht zeitgemäßer als in einem Golf II. Der Innenraum ist mit pflegeleichtem Gummi ausgestattet, was eine Reinigung ziemlich einfach gestaltet. Optisch wirkt der Niva altbacken, dieser Effekt wird unterstützt durch die Chromzierleisten um die Fensterscheiben. Einen Niva zu fahren ist fast eine Kunst, verwöhnte Menschen werden sich vermutlich beim ersten Versuch, den 5. Gang einzulegen, die Schulter auskugeln. Die Serienbereifung einer Firma, deren Namen ich mit einer europäischen Tastatur nicht schreiben kann, ist schön grobstollig, was im Gelände prima, aber auf deutschen Strassen ziemlich laut ist. Die Technik der serienmäßig eingebauten Wegfahrsperre ist gewöhnungsbedürftig, aber der Mensch ist ja lernfähig. Ermahnen Sie ihre Kinder, bei ihrem Auto nicht so die Türen zu knallen? Beim Niva müssen sie es. Der permanente Allradantrieb lässt sich nicht ausschalten, dafür aber untersetzen. Der Niva verfügt über eine zusätzliche Geländeuntersetzung sowie eine Differentialsperre. Anfangs ist es gewöhnungsbedürftig, einen Allrader zu fahren, es ist schon anders, als mit Heck- oder Frontantrieb, aber wie schon geschrieben, der Mensch ist ja lernfähig.Der Niva ist bei verhaltender Fahrweise nicht sonderlich durstig, er begnügt sich bei Autobahnfahrten mit 8-9 Litern Benzin. Empfehlenswert ist eine Autogasanlage, da der Niva zum "rumgurken" verführt. Bei Anhängerbetrieb wird der Niva - je nach Anhänger und Windlast - ziemlich durstig, er genehmigt sich dann auch mal 13-15 Liter. In solchen Fällen ist es angenehm, wenn es Autogas und kein Benzin ist. Im Gelände hat mich der Niva noch nie verlassen, ob in lockerem Sand oder in schönstem deutschem Lehm, er gräbt sich überall durch. Ich denke, die russischen Reifen sind garnicht so verkehrt. Wer kein Gelände fährt, sollte sich jedoch benzinsparende Sommer-/Winterreifen zulegen. Ich selber werde bei den russischen All-Seasons-Reifen bleiben. Wurden Sie mit einem Golf schon mal an der Tankstelle angesprochen? Sicher nur, wenn Sie im Wege gestanden haben, oder? Als Niva-Fahrer lohnt es sich fast, sich Prospekte ins Handschuhfach zu legen! Das ist zumindest meine Erfahrung, die Menschen sind sehr neugierig und lassen sich gerne das Auto zeigen. Vorallem der Blick unter die Motorhaube entzückt vorallem technisch Versierte Menschen - hier kann man endlich etwas selber reparieren!!Wo wir auch schon beim Thema "Reparaturen" sind. In der ersten Zeit wird der Niva einige Kinderkrankheiten aufweisen. Wir selbst waren mehrfach wegen einem derbe quietschenden Keilriemen in der Werkstatt (Des Rätsels Lösung: ContiTech-Riemen drauf, Ruhe ist) sowie wegen eines undichten Ausdehnungsgefässes für die hydraulische Kupplung. Desweiteren hatte sich das Scheibenwisch-Relais aus dem Diesseits abgemeldet. Insgesamt waren wir in den ersten Monaten locker 10 Mal in der Werkstatt. Wer jetzt schockiert ist - der sollte sich keinen Niva kaufen. Das erste Lebenjahr eines Nivas dient der Fehlersuche und -beseitigung. Danach hat man einen Freund fürs Leben!! Wichtig ist es, dem Niva viel Gutes zu tun. Immer schön die Schmiernippel fetten und vor allem die serienmäßige Hohlraumversiegelung ergänzen! Auch wenn Versiegelung an diversen Stellen sichtbar ist, die Russen sind in der Regel nicht sonderlich gründlich. Wer nacharbeitet und sich immer wieder um Hohlraumversiegelung und Unterbodenschutz kümmert, wird kaum Probleme mit Rost haben. Wer nichts macht... Naja, der erste Winter kommt bestimmt.. Der Niva ist nichts für "Checkheft-Fetischisten", eher was für Selbermacher. Im Internet stehen komplette Werkstatthandbücher und Wartungspläne zum Download, auch ein technischer Laie hat sich schnell in die einfache Technik reingefuchst. Ein Lada Niva ist kein Auto für Menschen, die lieber einen Porsche Chayenne haben möchten, sich ihn aber nicht leisten können. Diese Menschen sind sicherlich schon nach den ersten Kilometern enttäuscht.Der Niva ist das ideale Fahrzeug für Jäger, Förster, Freunde des aktiven Offroad-Sports und alle, die sich nicht schämen, "nur" einen Niva zu fahren. Entweder man liebt ihn, oder man hasst ihn.Und ganz ehrlich - ich liebe meinen Niva!! Diesen Ratgeber werde ich bei Zeiten ergänzen, wer Fragen zum Niva hat, kann sie mir gerne stellen. Ergänzung, hinzugefügt am 28.12.2008:Der Niva ist jetzt 2 Jahre alt. Bis dato hat er uns nicht im Stich gelassen, wohl aber unserem Herzen den einen oder anderen kleinen Stich versetzt. Ab und an klackt, knirscht, schlägt irgendetwas, was uns zwar jedesmal in milden Aktionismus versetzt - aber meist war simpler Dreck oder eine lockere Schraube die Ursache der wildesten Geräusche. Als nettes Beispiel möchte ich eine kleine Geschichte erzählen: Nach dem Ausparken auf einem Supermarktparkplatz fing die Lenkung derbe an zu knarren. Reagierte jedoch wie gewünscht. Diverse Lenkversuche vorwärts, rückwärts, langsam, schnell konnten das Geräusch nicht abstellen. Also haben wir unsere Lieblingswerkstatt beehrt. Da die uns seit Beheben der anfänglichen Maläschen länger nicht gesehen hatten war die Freude groß. Ab mit dem Niva auf die Arbeitsbühne, gucken, schmunzeln: Dreck zwischen zwei Kunststoff-/Gummiteilen der Lenkung. Kurz sauber machen, etwas Spray drauf - Geräusch weg. Beim Niva ist halt (meist) nichts so schlimm, wies sich anhört. Das lehrten uns die ersten Zwei Jahre. Ich setze das Wort "meist" bewusst in meinem kleinen Ergänzungsabriss ein.. Wie bei jedem Artikel kann man halt Pech haben. 99 Artikel sind Astrein, einer treibt seinen Besitzer in den Wahnsinn. Das kann einem mit einem Lada passieren, aber auch Besitzer von Mercedes und Co. heimsuchen. Wie auch immer - wir lieben unseren Lada. Und es kommt wieder einer ins Haus, das ist beschlossene Sache. Dass ich diesen Ratgeber ergänze, hat einen tieferen Sinn, es ist nicht die reine Langeweile.. Neben dem meinen Ratgeber wurden zwei weitere verfasst. Einer spiegelt unsere Begeisterung und unsere Erfahrungen für den kleinen Russen wieder, der andere unterstellt, "andere Ratgeberverfasser" wären wohl mutmaßliche Ladaverkäufer. Ehrlich gesagt, ich hätte gerne einen florierenden Autohandel (ganz wichtig - florierend, sonst will ich ihn nicht ;-) ), aber leider muss ich mein Brot durch schnöden Bürojob verdienen. Ganz nebenbei - auch nicht bei einem Autohandel..

Orignal From: Lada Niva

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